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Naturkatastrophe am Monte Troodelöh?

Das Absterben der Plantagen im Königsforst ist ein Segen für die Natur, aber ein Drama für einen Fußball-Fan und Philosophen...

Fichtenentnahme im Königsforst nach Sturm und Borkenkäfer in 2019
Fichtenentnahme im Königsforst nach Sturm und Borkenkäfer in 2019
© H. Sticht
Wenn Bäume sterben, dann ist die und der Deutsche immer gern emotional betroffen. Zumindest dann, wenn diese Bäume nicht verarbeitet im eigenen Wohnzimmer landen. Das wurde nun wieder anhand eines Artikels in einer großen regionalen Zeitung deutlich.

Weite Teile des FFH- und Vogelschutz- und Naturschutzgebiets Königsforst sind vor einigen Jahrzehnten als Baumplantagen angelegt worden, die der Holzproduktion dienten. Dazu zählen auch viele Nadelbaumarten, die es im Königsforst von Natur aus nicht gibt. Dass insbesondere die Fichte extremen Wetterereignissen außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets nicht stand hält, ist eigentlich eine alte Försterweisheit. Beachtet wurde sie lange Zeit nicht. Nun sind viele dieser Plantagen den Sommerdürren von 2018 und 2019 zum Opfer gefallen. Ist das wirklich schlimm?

Holzernte im Königsforst im August 2018
Holzernte im Königsforst im August 2018
© H. Sticht
Zunächst einmal ist ein wirtschaftlicher Schaden entstanden, der aber hausgemacht ist. Die Bäume sind abgestorben, bevor sie wirklichen Ertrag liefern konnten. D.h. sie wären ohnehin geerntet worden, nur eben später. Aber die Ursache ist nicht die Natur. Es ist der damalige Fehler gewesen, naturnahe artenreiche Waldökosysteme durch Plantagen zu ersetzen und zu verhindern, dazu noch mit nicht standortheimischen Arten und Sippen. Es ist der Fehler nicht mehr im Dienst befindlicher Förstergenerationen gewesen, für Fichte oder auch die amerikanische Douglasie die Waldmoore und die Bachauen des Königsforsts zu entwässern und so die natürliche Wasserversorgung der Standorte zu verschlechtern. Und es ist die Art und Weise, wie wir seit Jahrzehnten Energie erzeugen und verbrauchen, wie wir Mobilität nur als motorisierten Individualverkehr gelebt und gefördert haben, um im Zuge der Menschen gemachten Klimaveränderung immer mehr extreme Wetterereignisse zu erhalten. Wäre das nicht ein Thema? Aber dann hagelt es vielleicht wieder böse Leserbriefe von passionierten Autofahrern.

Teilversiegelter Waldboden als Holzlager im Königsforst in 2019
Teilversiegelter Waldboden als Holzlager im Königsforst in 2019
© H. Sticht
Aber warum sind die kranken und toten Bäume überhaupt abgeholzt worden? Aus Naturschutzsicht ist das Absterben der Bäume ein Segen. Mehrere 1 000 Käfer- und Pilzarten sind allein in NRW auf sterbende oder abgestorbene Bäume angewiesen. Sie zu entnehmen sollte eigentlich in einem Naturschutzgebiet nicht möglich sein, ist aber leider nicht verboten. Brombeeren sammeln: ja, das ohnehin kaum verwertbare, aber ökologisch wertvolle Holz ernten: nein.

Es ist eigentlich auch wieder viel neuer Platz für die naturnahen Wälder, v.a. ihre frühen Entwicklungsstadien mit ihren gefährdeten Schmetterlings- und Vogelarten entstanden. Die sich obendrein auch ohne Invest von selbst am besten entwickeln. Wie man übrigens auf den noch zahlreicheren Kyrill-Flächen (Sturm "Kyrill" von 2007) sehr schön beobachten kann. Wenn man das will. Es sei denn, es werden neue Plantagen auf den ehemaligen angebaut und der alte Fehler mit neuen Baumarten erneuert. Wäre das vielleicht ein interessantes Thema für eine Tageszeitung? Nein, viel zu komplex.

Blütenreiche Ruderalflur mit Rotem Fingerhut 2 Jahre nach Sturmereignis
Blütenreiche Ruderalflur mit Rotem Fingerhut 2 Jahre nach Sturmereignis
© H. Sticht
Und was hat das eigentlich mit dem 1. FC Köln und seiner Bebauung des Grüngürtels zu tun? Nach Ansicht des Brücker Philosophen und bekennenden Viktoria Köln-Fans Jürgen Wiebicke sollten sich die Naturschützer mal um das "Drama" und die "Naturkatastrophe" im Königsforst kümmern anstatt dem armen Fußballbetrieb Steine in den Weg zu legen.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Viktoria Köln siedelt ja auch im Kölner Grüngürtel (rechtsrheinisch in der Merheimer Heide) und will vielleicht auch mal Bundesliga-Fahrstuhl-GmbH werden. Projekt "80 000" im neu zu erbauenden Sportpark Höhenberg. Schäl sick vor, noch ein Tor!

Und was machen die Naturschützer? Sie kümmern sich einfach um beides, Grüngürtel und Königsforst. Nur eben mit der notwendigen Expertise.

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